Rakete | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Rakete | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild generiert mit der KI von Wonder

Apokalypse und andere Zukunftsvisionen

Apokalypse und andere Zukunftsvisionen machen vielen Menschen Angst. Wir leben in einer Zeit, in der es aber eigentlich keine Visionen mehr gibt. Denn, wir sehen bereits alles und es ist nur noch eine Frage des Willens, ob Visionen leben oder nicht.

Neulich habe ich die Netflix-Dokumentationsreihe „Countdown: Die Weltraummission Inspiration4“ gesehen. Dort werden vier Menschen begleitet, die mit dem Raumschiff von Elon Musk und seiner Firma SpaceX in die Erdumlaufbahn gebracht werden.

Die vier Personen sind keine Astronauten. Sie wurden für das Programm ausgewählt, um zu beweisen, dass der Weltraum auch normalen Menschen zugänglich ist. Die vier Crew-Mitglieder sollen die Säulen der Mission repräsentieren: Führung, Hoffnung, Großzügigkeit und Wohlstand. Grund für mich über die Apokalypse und andere Zukunftsvisionen nachzudenken.

Geld regiert nicht nur die Welt

Kunde des kommerziellen Ausflugs in den Erdorbit war der US-amerikanische Unternehmer und Multimilliardär Jared Isaacman. Unter seiner Führung wurde das Narrativ für die Mission geschaffen, wie es die Doku zeigt. Die drei anderen Plätze wurden nach diesem Narrativ besetzt.

Hayley Arceneaux hat als Kind Krebs überlebt und arbeitet als Arztassistentin im St.-Jude-Krankenhaus, wo sie früher auch Patientin war. Sie steht für Hoffnung. Chris Sembroski ist Luftfahrtingenieur und hat den Platz bei einer Verlosung durch die Teilnahme an einer Spendentombola gewonnen. Er symbolisiert die Großzügigkeit.

Narrative erschaffen

Sian Proctor hatte sich vergeblich bei der NASA als Astronautin beworben. Der Vater der Geowissenschaftlerin arbeitete früher für das Apollo-Programm. Proctor ist Professorin und steht für Wohlstand. SpaceX-Mission mit der Inspiration4 schafft sich unabhängig von Religion und Gesellschaft ein eigenes Narrativ.

Hoffnung wird nur durch den Erfolg sichtbar, nicht durch eine Akzeptanz, die (damals) keine Resignation war. Wir fordern Resilienz in der Gesellschaft, um ein System am Laufen zu halten, das keine Visionen zulässt. Als Ergebnis steht am Ende Lethargie. „Wie konnte das passieren?“ ist ein lächerlicher Satz, der dem Autor als negatives Wunder erscheint.

Apokalypse und andere Zukunftsvisionen

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“, sagte Helmut Schmidt über Willy Brandt 1980. Ein Satz, der aus einer Zeit stammt, in der Visionen noch im Hoheitsgebiet von Religion oder Schriftstellern lag. Die Apokalypse und andere Zukunftsvisionen bereiten den Menschen zudem Angst.

Die Kritik an den privilegierten Reichen, die ihre Visionen verwirklichen, verfehlt ihr Ziel: „Warum werden so viele Milliarden ins All geblasen, wenn man doch erst die Armen unterstützen müsste!?“

Verdrängung existentieller Fragen

Die einfachen Leute geben sich mit Diskussionen über die richtige Art der Sprache ab, sie wollen Diskriminierung bekämpfen, das Klima retten und gehen damit der existentiellen Frage aus dem Weg, wie sie sich gegenüber diesen Visionen der Reichen verhalten sollen.

Elon Musk | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Elon Musk | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild generiert mit der KI von Wonder

Im Prinzip – und das klingt zynisch – ist eine Kritik an Elon Musk, Jeff Bezos oder Richard Branson im Kern in einer diskriminierenden Grundhaltung verortet. Denn: Wenn es ein Ideal für ein gesundes, erfolgreiches Leben gäbe, dann können wir nicht nach der Verwirklichung dieser Vision diesen Lebensstil wieder absagen.

Tod dem Mythos

Dass Musks Raumkapsel ausgerechnet Dragon heißt, kann aus kultureller Sicht kein Zufall sein. In der Aufklärung wurde der Drache, der den Schatz der Erkenntnis und im Grunde auch der Schatz der Visionen bewachte, getötet. Keine Mythen bedeutete zunächst unbegrenztes Wachstum. Die Krise heute besteht aber nicht in der Apokalypse einer mythenfreien Welt.

Die Apokalypse haben wir bereits hinter uns. Im Eilverfahren musste Oppenheimer für die USA die Atombombe entwickeln, um den Krieg im Pazifik zu beenden. Der Mensch hat es geschafft, den getöteten Drachen zum Leben zu erwecken und bereitete damit die Grundlage einer realen Psyche, die die Angst pathologisch werden lassen konnte. Kein Wunder, dass die Apokalypse und andere Zukunftsvisionen Angst schüren.

Alles wie immer

Auch wenn es den befürchteten Atomkrieg – die Apokalypse in Perfektion – nicht gegeben hat, besteht natürlich weiterhin eine abstrakte oder konkrete Angst davor. Wir sind aber schon deutlich weiter in der anthropologischen Angstgeschichte. Die Gesellschaft ruht sich einerseits darauf aus, dass die Apokalypse noch bevorsteht und andererseits verfällt sie dem Narrativ, etwas in der Welt verändern zu können.

Das Paradoxon tritt hier auf die Bühne: Die Menschen – ausgerechnet drei Männer, die ich eben nannte – sind im Begriff die Welt zu verändern. Wenn die Menschen in einer Gesellschaft allerdings ehrlich zu sich wären, dann wünschen sie sich alles andere als Veränderung: Es geht um Sicherheit, Konstanz, Frieden. Konkret bedeutet dies, dass man einen festen Job mit gleichbleibenden Aufgaben hat, in einem Alltag mit Routinen lebt und alles, was diese Sicherheiten oder diesen Frieden stören könnte, von sich schiebt.

Frieden zwischen Drache und Falke

Visionäre gleiten ab in die Lethargie, auch, wenn sie kein Raumschiff bauen wollen. Mythen sind Paradox, da sie entgegen der Logik Grenzen verschieben können und im Narrativ wahrhafte Kraft entfalten. Jetzt, wo der Drache schon lange tot ist, nimmt das Paradoxon in Reinform die Stelle der Mythen ein. Der Drache hingegen lebt an der Spitze der Falcon 9.

Die Verschmelzung von Drachen und Falken sind buchstäblich das Ergebnis der Symbiose von Mythos und Logos in unserer Zeit. Der Drache wurde nicht nur getötet, um zum Leben erweckt zu werden. Der Drache wurde nicht nur gezähmt und sein Feuer wird nicht mehr zur Zerstörung verwendet. Der Drache lebt jetzt sogar friedlich mit dem echten Falken zusammen. Die Verschmelzung zu dieser „neuen“ Realität ist Kennzeichen einer Post-Apokalyptischen Zeit.

Erweckung des Drachens

Das ist kein geistiges Gelaber: Die Angst vor dem Drachen – der ja Mythos war – gehörte zur Realität der Menschen. Der Drache ermöglichte es dem Menschen, seine Angst außerhalb seiner selbst in einem gemeinschaftlichen Bild zu fixieren. Als der mythische Drache getötet wurde und der Schatz der Erkenntnis endlich geborgen werden konnte, war der Mensch in der Lage mit diesem Wissen den zunächst mythischen Drachen zum Leben zu erwecken.

Drache kämpft gegen einen Ritter | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Drache kämpft gegen einen Ritter | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild von RENE RAUSCHENBERGER auf Pixabay

Mit der Atombombe wurde die Feuerkraft des Drachens real und die Menschen konnten ihn erblicken. Die Vision wurde lebendig und die Angst des Menschen brauchte einen neuen Platz. Passenderweise soll sich zu den Zeiten der Atombombentests der USA im Bikini-Atoll das meiste des weltweit verfügbaren Filmmaterials befunden haben.[1] Diese Vision wurde buchstäblich für jeden Menschen sichtbar.

Realität und Psyche

Über die Augen als Tor zur Seele mussten die Menschen dem Drachen Einzug in ihr Bewusstsein gewähren. Sie realisierten das Feuer, die Kraft und die Gefahr. Bilder waren auch nicht mehr Bildnisse, sie zeigten die Realität. Der mythische Drache als Projektionsfläche menschlicher Angst hatte ausgedient. Angst wurde individuell und zog ins Bewusstsein ein.

Die Angst im Bewusstsein kennen wir heute als Psyche. Weil der Drache real ist, ist auch die Psyche real. Was plausibel klingt, ist allerdings noch nicht der aktuelle Stand der Dinge. Wir sind noch in den Anfängen, die Psyche zu verstehen, da bedrängt uns SpaceX bereits mit der nächsten Stufe.

Rolle rückwärts

Um diese nächste Stufe zu verstehen, müssen wir uns zunächst die vorherigen Schritte genauer anschauen. Die Menschheit ging zunächst mit Hilfe der Evolution vorwärts und entwickelte sich. Schließlich schaffte der Mensch sich ein Bewusstsein über die Zeit. Damit verbunden war auch das Bewusstsein für die Endlichkeit seiner Lebenszeit.

Mit Hilfe der Revolution wollte sich die Gesellschaft rückwärts bewegen, nicht, um sich zurückzuentwickeln, sondern, um Zeit zu gewinnen. Ausgehend von der Aufklärung erlangte der Mensch schließlich die Fähigkeit zur Inkarnation, also der Realisierung von Geist in Materie, was mit der Atombombe sehr gut sichtbar wird.

Querdenken, aber richtig

Hinter der Realisierung, also der Inkarnation, steht etwas, dass sich Diagonalution nennen lässt. Diese Diagonalution bedeutet, durch etwas „quer hindurchzulaufen“, also etwas zu verbinden. Mit dieser Art des Querdenkens – und ich meine das tatsächliche Querdenken und nicht die Violation davon – schafft der Mensch mit Hilfe seiner Kreativität ein Jetzt zwischen Evolution und Revolution.

Wir haben diese Diagonalution noch nicht begriffen und müssen bei SpaceX schon mit der nächsten Stufe beginnen. Es tut mir leid, dass ich, um hier hinzugelangen, bereits einen Begriff prägen muss. Aber ohne diesen Schritt ist der Weg nicht machbar.

Erfolg ermächtigt Visionen

Voraussetzung für die Realisierung der Vision ist der Erfolg mit und in dem System. Elon Musk hatte mit der Entwicklung von PayPal Erfolg und wurde reich. Besonders interessant daran ist, dass er ausgerechnet mit einer geschickten Ergänzung im kapitalistischen System Geld verdient hat. Inwieweit das tatsächlich Kreativität ist, sei mal dahingestellt.

[1] Ich finde die Quelle gerade nicht, wenn sie einer hat, gerne eine kurze Nachricht an mich.

Elon Musk | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Elon Musk | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild generiert mit der KI von Wonder

Entscheidend ist, dass Musk damit die Voraussetzung seiner Inkarnation geschaffen hat. Mit dem Geld konnte er SpaceX gründen und eine weitere Schwachstelle ausnutzen. Die in die Jahre gekommene NASA sei durch ihre Bürokratie wie gelähmt gewesen, wie es die Netflix-Doku vermittelt. Ein Privatunternehmen, bei dem die NASA Kunde wurde, hatte den Vorteil für die NASA, dass sie ihre Strukturen nicht grundlegend verändern musste und Risiken sowie Lähmung umgehen konnte.

Das Narrativ des Erfolgs

Hinzukommt, dass SpaceX mit Hilfe von Medien wie Netflix – ebenfalls ein Unternehmen, das Erfolgsgeschichten erzählen will – die Kontrolle über das Narrativ behielt. Gegenüber diesen Bedingungen lässt SpaceX die Evolution, die Revolution und selbst die Inkarnation alt aussehen. Mit dem Narrativ behält das Unternehmen die Kontrolle mit der Verwirklichung seiner Visionen, das Vorhaben alles andere als sinn- oder wertlos zu deuten.

Wenn jetzt nach klassischen Maßstäben Kritik an der Verwirklichung der Visionen von Elon Musk geübt wird – die nach klassischen Maßstäben ihre Berechtigung haben – dann wird letztendlich die Kritik gegenüber der Wert-Schöpfung oder Sinnstiftung geäußert. Das klassische Öffentlichkeitssystem, das durch Medien, Journalisten und die Politik geprägt wird, steht vor dem Problem, dass sich deren Grundsätze im Nichts verlaufen.

Strudel der Sinnlosigkeit

Generell verschärfen Politik und Journalismus – die ihrer Zeit hinterherlaufen – die Erfahrung von Wert- und Sinnlosigkeit bei den Menschen. Wichtig ist mir, darauf hinzuweisen, dass ich Befürworter von gewaltenteilenden Systemen bin! Diese Problematik zu verstehen, verlangt sehr viel intellektuelle Bereitschaft. Es ist mir bewusst, dass diese Ausführung kein breites Verständnis hervorrufen wird. Trotzdem ändert es ja nichts an der Sache, dass das Problem formuliert werden muss.

Ich versuche das Problem zu verdeutlichen: Einige Menschen geraten in einen Strudel der Sinn- und Hoffnungslosigkeit, die – wenn es gut läuft – von der Gesellschaft mit Diagnostik und Therapie abgefangen werden. Dabei geht es vor allem darum, die Menschen wieder zu befähigen, aktiver Teil der Gesellschaft und letztendlich auch Teil des Wert-Schöpfungsystems zu werden. Das ist erstmal auch richtig. Allerdings sind wir ja schon weiter als die Diagonalution.

Geld verspricht Erfolg

Anstatt die Menschen mit dem Jetzt zu verbinden – und womöglich mit dem Gestern und Heute zu versöhnen – gibt es das Problem, dass Verwirklichung nicht mehr – gestützt durch die Narrative von Unternehmen wie SpaceX – mit der Einbindung in ein gesellschaftliches System und der Option auf gesellschaftlichem Aufstieg – also die Überwindung von Klassen, die mit der Aufklärung abgeschafft werden sollten – sondern, an immer höhere Voraussetzungen geknüpft ist.

Start einer Rakete | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Start einer Rakete | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild von Karsten Bergmann auf Pixabay

Die am leichtesten nachvollziehbare Voraussetzung ist das Geld. Geld verspricht Erfolg, Investitionsmöglichkeiten und schafft vor allem Zeit, weil man Menschen dafür bezahlen kann, dass sie die bürokratischen Monster des Systems im Zaum halten. Schon etwas abstrakter ist der Punkt mit der Rechtfertigung eigener Lebensentwürfe.

Keine Grenzen im System

Wenn ich beispielsweise mit meinem Beruf im System gut fahre und mir einen Lebensstil und Sicherheit leisten kann, dann versuche ich dieses System – verständlicherweise – zu schützen. Positiv formuliert wäre das die Loyalität gegenüber einem Arbeitgeber. Konkret würde das bedeuten, dass ich mich auf der Arbeit zurückhalte und keine Kritik oder Verbesserungsvorschläge – Visionen – äußere.

Der komplizierteste Aspekt hängt mit Resilienz zusammen, also der Widerstandsfähigkeit gegenüber der eigenen Umwelt. Der Visionär mit Verwirklichungspotential muss resistent gegenüber eigenem Zweifel und Absagen von außen sein. Oder etwas extremer formuliert: Der Visionär muss Egoist, Narzisst oder Gigantomane sein. Was bei den einfachen Menschen krankhaft ist, wird für den Visionär, der das Narrativ kontrolliert, zur heilbringenden Medizin.

Bevor ich zu den gesellschaftlichen Konsequenzen komme, stelle ich die oben beschriebene Entwicklung noch einmal vereinfacht dar. Apokalypse und andere Zukunftsvisionen werden von mir konstruktiv gedacht. Die Darstellung folgt dabei mehr einer geistigen als einer rein chronologischen Aufstellung:

(1) Ausgangszustand: Gewalt vs. Tod

Methode: Überleben (fressen & gefressen werden)

Evolution = biologischer Wandel („herausrollen“) –> vorwärts

Situation: Mensch begreift Zeit / hat Angst vor der Endlichkeit

Konsequenz: Verbalisierung –> Entwicklung von Sprache

(2) Neuer Ausgangszustand: Beleidigung vs. Zivilisation

Methode: moralisch leben (gut & böse)

Revolution = gesellschaftlicher Wandel („zurückwälzen“) –> rückwärts

Situation: Mensch begreift Sinn / hat Angst vor Gottlosigkeit

Konsequenz: Verschriftlichung –> Entwicklung der Schrift („Heilige Schrift“)

(3) Neuer Ausgangszustand: Lästerung vs. Gemeinschaft

Methode: Leben verschriftlichen (als Mythos & Logos)

Inkarnation = geistiger Wandel („Fleischwerdung“) –> Realisierung, um Realität zu schaffen

Situation: Mensch begreift Werte / hat Angst vor Sinnlosigkeit

Konsequenz: Aufklärung –> Entwicklung der Wissenschaft

(4) Neuer Ausgangszustand: Häresie vs. Heilige Ordnung

Methode: Kreativität (gut & schön)

Diagonalution = kreativer Wandel („querdenken“) –> verbindend, um ein Jetzt zu schaffen

Situation: Mensch begreift Kunst / hat Angst vor dem Scheitern seiner Verwirklichung

Konsequenz: Apokalypse –> Entwicklung der Psyche

(5) Neuer Ausgangszustand: Ideologisierung vs. Weltgemeinschaft

Methode: Visionen (besser & weiter)

Infinitation = Land der unbegrenzten Möglichkeiten („unendlich“) –> befreiend, um sich selbst zu ermächtigen

Situation: Mensch begreift Systeme / hat Angst vor dem Verlust des Seins

Konsequenz: Resignation –> Entwicklung von Wahrheiten

 

Die Doku-Reihe „Countdown: Die Weltraummission Inspiration4“ hat mich zu diesem Essay veranlasst und ich möchte zum Schluss die gesellschaftlichen Konsequenzen dieser Entwicklung darstellen. Dazu nutze ich zum Abgleich das Narrativ der Mission, das Inspiration auf die vier Säulen Führung, Hoffnung, Großzügigkeit und Wohlstand stellt.

Führer war alles besser

Die Menschen sehnen sich wieder nach Führern und das nicht nur im Ausland. Anstatt nach Lösungen zu suchen oder sich mit ihrer Lebensgeschichte, ihren Sorgen, Wünschen und Sehnsüchten auseinanderzusetzen, definieren sie Schuldige.

Hoffnung wird im Narrativ von Inspiration4 damit verbunden, dass Hoffnung erstens nur im Überleben und zweitens nur im erfolgreichen Leben besteht. Hoffnung sollte allerdings besonders in der Ausweglosigkeit greifen.

Der gute Zweck

Großzügigkeit wird anhand von Effizienz gemessen. Spenden für den Wiederaufbau von Notre Dame gelten beispielsweise als Verschwendung, da sie doch eher für die Armen verwendet werden sollen. Großzügigkeit sollte im Verborgenen stattfinden und darf nicht zur Ausrede für Unveränderlichkeit werden.

In Deutschland und anderen vergleichbaren Ländern haben wir einen Wohlstand erreicht, den wir als einfache Menschen nicht mehr greifen können. Es geht um Macken im Auto oder auf Esstischen. Um die neue Küche oder den Urlaub, den man sich ja verdient hat. Der Wohl-Stand sollte eigentlich die Stände-Gesellschaft ablösen und einen wohlen Stand für alle Glieder in der Gesellschaft ermöglichen.

Die Welt verändern

Um aus diesen Konsequenzen und meinen Visionen für die funktionierende Gesellschaft Ableitungen zu bilden, muss ich jetzt einige Narrative angreifen, die für viele Menschen bestimmt schwer zu begreifen, aber in meinen Augen notwendig sind.

Zum einen müssen wir als Gesellschaft uns von dem Glauben an das Narrativ „Wenn sich jeder etwas verändert, können wir die Welt verändern“ verabschieden. Das stimmt einfach nicht und wird auch der Idee freier Entfaltung und Vielfalt nicht gerecht.

Heilige Schrift | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen
Heilige Schrift | Apokalypse und andere Zukunftsvisionen | Bild von Tabble auf Pixabay

Wir müssen ebenfalls das Kirchensterben als Drama verstehen, auch, bei aller berechtigten Institutionenkritik, da Sehnsüchte immer weiter individualisiert und von Playern mit schlechten Absichten aufgefangen werden.

Am eigenen Ast sägen

Eigenen Narrativen müssen wir mit Selbstreflexion und Kritik begegnen. Es fehlt an Ehrlichkeit gegenüber eigenen Ängsten, Sehnsüchten und Zweifeln. Selbstzweifel sollte wichtiger sein als Selbstsicherheit. Wir brauchen echte Kommunikation und müssen Empathie lernen.

Um Toleranz wirklich verstehen zu können, müssen wir gesellschaftliche Depression und Resignation anerkennen. Anderen Menschen dürfen wir nicht mit Lösungen begegnen, sondern, wir müssen es ertragen, dass Menschen unterschiedliche Lösungsstrategien entwickeln und für diesen Weg auch unterschiedlich viel Zeit benötigen.

Meine Vision besteht darin, dass Sätze wie „Wer soll denn ein bedingungsloses Grundeinkommen bezahlen“, „Du hast in jedem Job irgendwelche Dinge, die dir nicht gefallen“ oder „Ich habe mir das verdient“ in Zukunft in unserer Gesellschaft nur noch ironisch benutzt werden.

Heilen, was gesund ist

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, ist heute schon gängige Praxis für Menschen, die eben nicht über die Mittel verfügen, aus dem System ausbrechen zu können, um ein eigenes Narrativ zu schaffen. Wert-Schöpfung ist für Milliardäre nicht mehr das oberste Ziel, sie wollen Sinn stiften.

Der Gedanke an die Apokalypse ist nicht zielführend. Wir sollten die Apokalypse als überwunden betrachten und uns der Post-Diagonalution widmen, also der Infinitation und die mit ihr einhergehenden Resignation, damit wir Herausforderungen mit der KI, dem Klimawandel und anderen Krisen angehen können.

Apokalypse und andere Zukunftsvisionen erschien zuerst auf www.martinbornemeier.de am 03. August 2023.

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